Tuomas A. Laitinen: ›Haemocyanin‹

›Haemocyanin‹, 2019, (8 min), UHD video, stereo sound

Tuomas A. Laitinen beobachtet in seinem Film einen Oktopus in einem Aquarium. Der Krake interagiert mit einer von dem finnischen Künstler geschaffenen Glasskulptur, dringt in ihre Spalten ein, erforscht ihre Zwischenräume, bewohnt ihre transparente Masse. Im Mittelpunkt steht das Wechselspiel zwischen den weichen, flexiblen Tentakeln des Tieres und dem festen, transparenten Volumen der Skulptur. 
Für Laitinen erzeugt die Interaktion zwischen Krake und Objekt eine spezifische Kommunikation: eine tanzende Sprache. Die Art und Weise, wie der Oktopus seinen Körper im Verhältnis zum Glas moduliert, findet in einem System computergenerierter asemischer Schrift Resonanz, die auf den Unterwasseraufnahmen fluktuiert. Im Verzicht auf dualistische Trennungen zwischen Geist und Materie, zeigt ›Haemocyanin‹, wie sich Materie und Sprache in einer konstanten, dynamischen Symbiose entfalten.

 

Godfrey-Smiths Untersuchung darüber, wie der Krake, ein Geschöpf mit wenig Sozialleben, eine feine sensorisch vermittelte Intelligenz entwickelte, steht auch im Mittelpunkt der visuellen Erzählung Laitinens. Durch die Begegnung mit dem Tintenfisch, die einer Art Epiphanie eines ›außerirdischen‹ Geistes gleicht, erfahren wir mehr über uns selbst und die Welt um uns herum. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf das kupferhaltige Hämocyanin, das als Protein im Körper von Tintenfischen Sauerstoff transportiert und das ›blaue Blut‹ der Tintenfische verursacht.

 

Tuomas Aleksander Laitinen arbeitet interdisziplinär und fusioniert Bewegtbild, 3D–Animation, Licht, Ton und Installationen. Seine Werke entstehen oft in Kooperation mit verschiedenen Akteur*innen – von Glaskünstler*innen bis hin zu Forscher*innen neuronaler Netzwerke. In Rückgriff auf transparente Materialien beschäftigt er sich mit Fragen der Ökologie und Prozessen von Wissensproduktion und sucht dabei Wege zu finden, verschiedene epistemologische Systeme und Erzählungen mit einander zu verdichten. Anstelle auf dualistische Denksysteme zurückzugreifen, sucht er Modelle der Vielfalt zu eröffnen und bewegt sich damit von den erkenntnistheoretischen Annahmen, die dem westlichen Kapitalismus zugrunde liegen, hin zu neuen Organisationsprinzipen der Welt. Die Verflechtung von Lebewesen stellt er dabei in den Mittelpunkt.

Der Titel der Arbeit bezieht sich kupferhaltige Hämocyanin, das als  Protein im Körper von Tintenfischen Sauerstoff transportiert und das  ›blaues Blut‹ der Titenfische verursacht.