#ÜberKörper Readings: Körper als Mythos

Ein ›Mythos‹ steht per Definition wissenschaftlicher Wahrheit entgegen. Immer erzählt er eine Geschichte – eine kulturelle, spirituelle oder ideelle. Er füllt damit die Hohlräume des Nicht–Beweisbaren und stiftet Gemeinsamkeit.

Wir mögen zuerst an fantastische Geschichten aus dem antiken Griechenland denken – an Nymphen, Musen und Heroen. Idealgeschichten, die die Welt erklären. Doch auch heute wabert Erzähltes und Geglaubtes durch unsere Köpfe und bestimmt unser Verhalten. Denn Halt– und Orientierungspunkte brauchen wir nicht weniger als die antiken Griech*innen. Die Idee eines Staates mit vermeintlich gemeinsamen Werten, dem Glauben an Fortschritt, Leistung und Freiheit oder die Einteilung von Körpern in genau zwei Geschlechter sind gewachsene Grundüberzeugungen, die von Generation zu Generation weitergetragen werden. Diese Art der Erzählungen sind aber nicht für alle Menschen ein Gemeinsamkeit stiftendes Moment . Gleichzeitig schaffen sie Ausschlüsse und generieren blinde Flecke, die kritisch befragt werden können. 

Bild: Antonio Canova. 1797 – 1801. Perseus hält das Haupt der Medusa. Vatikanischen Museen, Vatikan, Rom, Italien.