André Wischnewski: ›Kategorischer Imperativ‹

Auch die Arbeit ›Kategorischer Imperativ‹ ist eine feine Raumzeichnung, die durchaus betreten werden soll. Es handelt sich um die aus Stahl gebogenen Umrisse zweier Schubladen einer Kommode. Die Schubladen mit den prägnanten Beschlägen entwickeln jedoch verschiedene Tiefenräumlichkeiten. Die untere kragt nicht nur vorne über, sondern dehnt sich fast surreal an der rückwärtigen Seite weit über ihr ›eigentliches‹ Volumen hinaus aus. An der Wand, dort wo der obligatorische Spiegel oder das Bild über einer Kommode angebracht wäre, platziert Wischnewski ein ›soundpiece‹. Um es zu betrachten müssen sich die Betrachter*innen tatsächlich in die Raumzeichnung begeben und treten in die Schublade ein.


Wischnewskis humorvoller Titel bezieht sich weniger auf Kants moralische Handlungsanweisung, denn auf die Kategorien, die das Denken und Wahrnehmen der Betrachter*innen strukturieren. Inwiefern und wie weit sich die Einzelnen dem Schubladendenken ergeben bleibt offen.