Thomas Ruff

Geboren 1958 in Zell am Hammersbach in Deutschland, lebt und arbeitet Thomas Ruff in Düsseldorf und teilt sich den Studiokomplex mit Andreas Gursky. Er studierte bei Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf und unterrichtete dort später selbst.

Thomas Ruffs technisch-analytische Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie reicht von großformatigen, detaillierten Porträts über Blow-ups von niedrigauflösenden Bilddateien aus dem Netz und Manipulationen von Bildern die von der Marsoberfläche zurückgestrahlt wurden bis zu wohldurchdachten Architekturaufnahmen, um nur einige wenige Auszüge seiner bereits vier Jahrzehnte lang andauernden künstlerischen Tätigkeit zu nennen. Seine Affinität gilt dabei sowohl dem Handwerk der strikten Analogfotografie als auch der Arbeit mit computergenerierten Bilddateien.

Diese vielfältigen, methodischen Arbeitsansätze mit dem fotografischen Bild eint dabei seine Fokussierung auf Bildtechnologie, Protokolle und Genres. Obgleich Thomas Ruff einer der bekanntesten deutschen Fotokünstler ist, hat er seit 14 Jahren kein eigenes Bild geschossen. Stattdessen hat er es sich mittlerweile zum Hauptziel gemacht, alte Aufnahmen vor dem Vergessen zu bewahren und sich Fotoarchiven zu widmen. Ihn interessiert, wie wir Fotografie betrachten und wie eine Aufnahme auf unsere Imagination einwirkt. Als Ruff erstmalig jene Raumfahrtfotografien in den Händen hielt, die aus den Archivausschnitten verschiedener amerikanischer Zeitungen stammen, war für ihn die Rückseite mit all den Notizen, Daten und Stempel ebenso interessant, wie die eigentliche Aufnahme. Er scannte beide Seiten der Originaldokumente und überlagerte sie, um auch den Kontext darzustellen, die mit der Erstveröffentlichung einhergingen. Das Erscheinungsbild der Reihe Press++ unterstreicht durch die Kombination der Bilder mit den Informationen, die sie transportieren, die Materialität des Originalabzugs. Gleichzeitig bedeuten Bildmodifikationen wie Kommentare und Retuschen, Verschmutzungen und Beschneidungen einen Genreübergang – wie von der wissenschaftlichen in die Pressefotografie. Mit diesen Interferenzen ändert sich sowohl das Bild an sich als auch dessen Bedeutung.

 

 

Quelle: HTTPS://FINEARTMULTIPLE.DE/THOMAS-RUFF/, Biennale für aktuelle Fotografie 2020

Bild: Thomas Ruff: ›press++28.37‹, 2016 aus der Serie: ›press++‹, 2016